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Demenz

Die Zahl der demenzkranken Menschen in Deutschland steigt. Im Jahr 2050 werden voraussichtlich bis zu 2,8 Millionen Deutschen an Demenz erkrankt sein. Derzeit sind etwa 1,8 Million Menschen in Deutschland betroffen, davon in Niedersachsen alleine etwas mehr als 166.000. Viele davon leben in Senioreneinrichtungen.

Hier finden Senior*innen und Fachkräfte Informationen und Anregungen zu den Themen

  • Was macht Demenz aus?
  • Wie verändert sich das Ernährungsverhalten?
  • Wie kann eine ausreichende Versorgung sichergestellt werden?

Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die mit einer anhaltenden oder fortschreitenden Beeinträchtigung des Gedächtnisses, des Denkens oder anderer Hirnleistungen einhergeht. Nach und nach gehen körperliche und geistige Fähigkeiten verloren, immer mehr Unterstützung wird notwendig. Die Erkrankung kann sich sehr unterschiedlich äußern und entwickeln. Dabei kann sich eine eingeschränkte Gedächtnisleistung auch auf das individuelle Essverhalten auswirken. Dies stellt Angehörige und Pflegekräfte vor große Herausforderungen.

Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen (DGE)

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Podcast “Zu Tisch, bitte!”

Und plötzlich liegt das Telefon im Kühlschrank?! Wenn Menschen an Demenz erkranken, ist dies häufig eine große Herausforderung für alle Beteiligten: für den Betroffenen ebenso wie für das Umfeld. Doch was ist Demenz überhaupt? Wie kann ich als betreuende Person – von Angehörigen bis zur Pflegefachkraft – Demenzerkrankte bei der Verpflegung unterstützen? Erfahre, wie Demenz das Ess- und Trinkverhalten der Betroffenen beeinflussen kann. Erhalte Tipps und Tricks wie Essen und Trinken gestaltet werden können.

Hör rein!

Ausgewogene Mahlzeiten in einem geregelten Tagesablauf

Mit einem individuellen Speisenangebot kann das Wohlbefinden der Erkrankten gesteigert werden. Geregelte, wohlschmeckende Mahlzeiten sorgen für Sicherheit und Ordnung und erhöhen die Lebensqualität. Dies gelingt besonders, wenn der Tagesablauf durch feste Rituale strukturiert wird. Gleichbleibende Essenszeiten, feste Sitzplätze und ggf. Tischgebete sind eine wichtige Hilfe zur Orientierung. Denn demenzkranke Menschen sind nicht in der Lage, sich an ihre Umwelt anzupassen, vielmehr muss sich das Umfeld an die veränderte Welt des Erkrankten anpassen. Dabei sind viel Geduld, Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen erforderlich.

Mögliche Veränderungen im Ernährungsverhalten von demenzkranken Menschen

Demenz kann allerdings auch besondere Anforderungen an die Ernährung stellen. Denn möglicherweise…

  • vergessen demenzerkrankte Menschen zu essen und zu trinken oder erinnern sich nicht mehr an ihre letzte Mahlzeit.
  • verlieren demenzerkrankte Menschen ihr Hunger- und Sättigungsgefühl, weshalb sie entweder ständig Hunger haben oder dauerhaft satt sind.
  • nehmen demenzerkrankte Menschen Speisen und Getränke anders wahr, was Gefahren bergen kann. Tischdekorationen oder Reinigungsmittel können so als ess- oder trinkbar gewertet werden.
  • verlieren demenzerkrankte Menschen durch einen veränderten Geschmackssinn die Lust am Essen.
  • verweigern demenzerkrankte Menschen Essen und Trinken aufgrund eines ungewohnten Tagesablaufs.
  • verlieren demenzerkrankte Menschen nach und nach ihre Alltagsfähigkeiten, wie Einkaufen, die Zubereitung von Speisen, aber auch den Umgang mit Besteck.
  • verändern sich die sozialen Fähigkeiten von demenzerkrankten Menschen. Die Kommunikation ist erschwert, und Tischmanieren gehen verloren.
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Darüber hinaus haben an Demenz erkrankte Menschen häufig einen verstärkten Bewegungsdrang und sind innerlich unruhig, wodurch ein erhöhter Energie- und Flüssigkeitsbedarf besteht. Im fortschreitenden Verlauf können auch Schluckbeschwerden auftreten. So besteht bei den betroffenen Personen ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung.

Verpflegung von demenzkranken Menschen

Im Normalfall ist für demenziell erkrankte Menschen eine nachhaltige und gesundheitsfördernde Ernährung nach dem DGE-Qualitätsstandard mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtungen“ ausreichend. Eine ausgewogene Ernährung ist für die körperliche und geistige Gesundheit unverzichtbar.

  • Essbiografie mit Wünschen und Gewohnheiten des Erkrankten erstellen. Gewohnte und vertraute Speisen sind oftmals mit positiven Erinnerungen und Gefühlen verknüpft und helfen, weitere Erinnerungen zu wecken.
  • Mahlzeiten weicher kochen, kleiner schneiden, pürieren und andicken. Rezepte: „Kau-/Schluckstörungen
  • Bei erhöhtem Energiebedarf sollten eher energiereiche Lebensmittel ausgewählt werden oder Speisen u.a. mit Pflanzenölen, Sahne, Butter oder Ei angereichert werden.
  • Viele kleine Mahlzeiten
  • Fingerfood motiviert, da kein Besteck nötig ist und ohne oder wenig Hilfe gegessen werden kann. Die Konsistenz sollte dabei nicht zu bröselig, gut greifbar und mit ein bis zwei Bissen essbar sein. Beispiele für Fingerfood finden Sie in der DGE-Broschüre Essen und Trinken bei Demenz“.
  • Essen beim Umhergehen (Eat by Walking) ermöglichen, z.B. mit Obst, Brötchen oder anderen kleinen Mahlzeiten. Menschen mit Demenz können zu einem erhöhten Bewegungsdrang und vermehrter Unruhe neigen, wodurch sie am Tisch sitzend häufig keine Ruhe zum Essen finden. Sie laufen Gefahr, bei einem gleichzeitig erhöhten Energieumsatz zu wenig Nahrung aufzunehmen.
  • Süße Speisen sind meist sehr beliebt. Daher bei Bedarf auch herzhafte Speisen nachsüßen (Zucker oder Süßstoff).
  • Speisen mit vielen Kräutern zubereiten. Gerade altbekannte Kräuter wie Bohnenkraut, Liebstöckel und Petersilie werden gerne gegessen.
  • Immer wieder Getränke anbieten und zum Trinken auffordern. Tee, Kaffee oder Saftschorlen sind eine willkommene Abwechslung zu Wasser. Die Getränke sollten angenehm temperiert (Achtung bei zu heißen Getränken) sowie mild im Geschmack sein und können bei Wunsch gesüßt werden. Mehr erfahren Sie unter „Trinken im Alter“.
  • Eine angenehme Essatmosphäre ist gerade bei demenzkranken Menschen sehr wichtig: Ihre Sinne werden durch einen kontrastreichen Essplatz, Duft von Kaffee oder Speisen sowie Dekorationen angesprochen.
  • Sind Speisen und Getränke farbig, werden sie leichter erkannt und lieber verzehrt. Eine schonende Zubereitung erhält die natürliche Farbe der Lebensmittel. Bei Bedarf können Lebensmittel z.B. mit Kirsch-, Trauben- oder Rote-Bete-Saft eingefärbt werden. Weiße oder helle Lebensmittel sind auf farbigen Tellern besser sichtbar. Farbliche Kontraste am Essensplatz erleichtern das Essen und Trinken.
  • Gleichbleibende Rituale wie ein Tischgebet oder Lied können die Mahlzeit einleiten und geben Orientierung.

Unterstützung beim Essen und Trinken nur bei dem geben, was der demenzkranke Mensch nicht mehr leisten kann. Damit die Selbstständigkeit möglichst lange erhalten bleibt, alle noch möglichen Handgriffe im eigenen Rhythmus fördern.

Kleine Imbiss-Stationen mit (hochkalorischem) Fingerfood können demenzkranke Menschen animieren, mehr zu essen. Sie sollten gut sichtbar an Gehstrecken oder in den Ruhebereichen der Menschen eingerichtet werden. Gute hygienische Rahmenbedingungen sind die Voraussetzung: Die Stationen müssen von den Mitarbeitenden eingesehen, sauber gehalten und regelmäßig aufgefüllt werden. Bei Bedarf sind die Speisen zudem zu kühlen und abzudecken.

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