Neues methodisches Vorgehen für die Erstellung der Protein-Leitlinie

Die Methodik zur Erstellung der evidenzbasierten Protein-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) wurde kürzlich im European Journal of Nutrition veröffentlicht. Unter Federführung von DGE-Vizepräsident Prof. Dr. Bernhard Watzl hat eine Leitlinienkommission aus Mitarbeiter*innen des Referats Wissenschaft, Mitgliedern des Wissenschaftlichen Präsidiums sowie weitere ausgewählten Expert*innen das methodische Vorgehen zur Erstellung der evidenzbasierten Protein-Leitlinie erarbeitet. Der Beitrag “Dietary protein intake and health-related outcomes: a methodological protocol of the evidence to decision framework underlying the evidence-based guideline of the German Nutrition Society” beschreibt die grundsätzliche methodische Vorgehensweise zur Erstellung der evidenzbasierten Protein-Leitlinie.

In der Protein-Leitlinie wird die Frage behandelt, welche Beziehung zwischen der Quantität und der Qualität von Protein in der Ernährung und den Endpunkten kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, Krebs, Knochengesundheit, Muskelgesundheit, Nierengesundheit, Blutdruck sowie Körpergewichtsstabilität in der Allgemeinbevölkerung besteht. Zu den genannten Endpunkten veröffentlicht die DGE sukzessive einzelne Manuskripte, die abschließend in einer Gesamtempfehlung zusammengefasst werden.

Neue Methodik für die Protein-Leitlinie – Was hat sich geändert?

Die jetzige Methodik entspricht dem aktuellen Stand des wissenschaftlichen Arbeitens und bildet die Basis für die Erstellung der evidenzbasierten Leitlinie „Proteinzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten“. Sie beinhaltet auch, dass ein breiteres Spektrum von Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekten berücksichtigt wird.

Für die Erstellung der Protein-Leitlinie erfolgen systematische Literaturrecherchen nach systematischen Übersichtsarbeiten mit und ohne Metaanalysen von prospektiven Studien (u.a. Kohortenstudien und randomisiert kontrollierte Interventionsstudien) nach vorab festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien in den drei Datenbanken PubMed, Embase und Cochrane Database of Systematic Reviews. Die methodische Qualität der Übersichtsarbeiten bewertet die Leitlinienkommission mittels „A Measurement Tool to Assess Systematic Reviews 2“ (AMSTAR 2), die Evidenz der Endpunktspezifischen Ergebnisse mittels NutriGrade. Eine weitere Neuerung der Methodik sind Arbeitsprinzipien wie das Vier-Augen-Prinzip, das für alle Schritte angewendet wird. Analog zu den bisherigen Leitlinien der DGE zu Fetten und Kohlenhydraten bildet ein Mehrstufenschema die Basis für das methodische Vorgehen.

Hintergrund:

Die von der DGE herausgegebenen evidenzbasierten Leitlinien geben den Stand des Wissens wieder, ob und in welcher Weise ein Ernährungsfaktor Krankheitsrisiken beeinflussen kann. Das wissenschaftliche Konzept der DGE-Leitlinien orientiert sich an dem der evidenzbasierten Medizin (EbM), das auf die Prävention durch Ernährung übertragen wurde. Das definierte Vorgehen basiert auf einer systematischen Auswertung der wissenschaftlichen Literatur und einer kritischen Beurteilung der Ergebnisse nach vorab festgelegten Kriterien durch die Leitlinienkommissionen der DGE. Mit der Veröffentlichung ihrer Leitlinien liefert die DGE Ernährungs- und Gesundheitsexperten sowie der Politik eine Entscheidungshilfe auf der Basis einer international anerkannten methodischen Vorgehensweise. Bisher erschienen sind die evidenzbasierte Leitlinie zur Fettzufuhr (2015) und evidenzbasierte Leitlinie zur Kohlenhydratzufuhr (2011).

Quelle:  Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Presse, DGE aktuell 9/2022 vom 8.03.2022.