Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. - Sektion Niedersachsen

Am 08. November lud die DGE-Sektion Niedersachsen zum 27. Nds. Ernährungsforum unter dem Motto „Pflanzenbetonte Ernährung im Fokus“ in Kooperation mit der Akademie des Sports im LandesSportBund Niedersachsen (LSB) ein.

Etwa 250 Menschen folgten der Einladung und konnten sich auf einen Nachmittag mit vielen spannenden Beiträgen freuen. Im ersten Teil der Veranstaltung erfuhren die Teilnehmenden den aktuellen Stand der zurzeit überarbeitenden lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE e.V. und bekamen eine Einordnung der Daten der Schuleingangsuntersuchung bezüglich der Gewichtsentwicklung von Grundschulkindern. Im zweiten Teil beschäftigten sich die Referentinnen mit Bio-Lebensmittel im Kontext einer pflanzenbetonten Ernährung und der Bedeutung von Bewegungs- und Ernährungsinterventionen im Alter – all das kam im 27. Nds. Ernährungsforum auf den Tisch!

Grußworte

Die einleitenden Grußworte richtete Dr. Cord Stoyke, Abteilungsleiter des Nds. Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, an die Teilnehmenden. Für ihn ist das Nds. Ernährungsforum ein wichtiger Baustein für die Verknüpfung von Gesundheit, Nachhaltigkeit und Tierwohl. Anschließend gab Reinhard Rawe, Vorstandsvorsitzender des LSB, einen Einblick in die Dimensionen der Nachhaltigkeit aus Perspektive des LSB und blickte auf die lange Zusammenarbeit mit der DGE-Sektion Niedersachsen zurück. Als Dritter im Bunde gab PD Dr. Thomas Ellrott, Wissenschaftlicher Leiter der DGE-Sektion NI und des Instituts für Ernährungspsychologie Göttingen, einen Ausblick auf die anstehenden Vorträge und bekräftige deren Relevanz für Niedersachsen.

Die neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE

Im ersten Vortrag des Nachmittags berichtete Carolin Schäfer, Mitarbeiterin des Referats Wissenschaft der DGE, den aktuellen Stand der neuen lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE sowie der dort angewandten Methodik. Dabei erklärte sie, dass die Umsetzung globaler sowie regionaler lebensmittelbezogene Empfehlungen zu einer deutlichen gesundheitlichen Verbesserung für Mensch und Umwelt führen würden – allerdings überschritten viele der Empfehlungen noch immer die planetaren Grenzen, so auch die Empfehlungen der DGE. Daher entwickeln sie derzeitig eine neue Methodik, welche es ermöglicht, variabel Faktoren einer gesundheitsfördernden als auch nachhaltigeren Ernährung bei den lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen einzubeziehen. Die Veröffentlichung ist im Frühjahr 2024 beim 61. Wissenschaftlichen Kongress der DGE geplant.

Was zeigen die Daten der Schuleingangsuntersuchung in Bezug auf die Gewichtsentwicklung der Kinder während der Pandemie?

Im Anschluss stellte Katharina Hespe-Jungesblut, Mitarbeiterin des Nds. Landesgesundheitsamt (NLGA), die aktuellen Daten der Schuleingangsuntersuchung mit dem Fokus auf die Gewichtsentwicklung der Kinder vor. Anders als in vielen anderen Bundesländern konnten 2021 in Niedersachsen Daten der Schuleingangsuntersuchung während der Schließzeit von Kindertageseinrichtungen und anderen Pandemiemaßnahmen gesammelt werden, wenn auch nur von einem Teil der Kinder. Die Daten zeigten höhere Werte bei Übergewicht und Adipositas sowie eine schlechtere Körperkoordination, die die Erwartungen des NLAG weit übertrafen. Pandemiemaßnahmen, wie die Schließungen von Kindertageseinrichtungen, hatten daher negative Auswirkungen auf die Entwicklung und das Gewicht von Kindern. Zusätzlich zeigen die erhobenen Daten, dass ein Zusammenhang zwischen Gewicht und Bildungshintergrund der Eltern besteht. Für eine ausführlichere Betrachtung kündigte Frau Hespe-Jungesblut an, dass die Daten des NLGA veröffentlicht werden.

Bio-Lebensmittel – klima-, umweltfreundlicher und ernährungsphysiologisch gesünder?

Nach einer kurzen Pause folgte der Beitrag „Bio-Lebensmittel – klima-, umweltfreundlicher und
ernährungsphysiologisch gesünder?“
von Constanze Rubach, Projektleitung des Teams Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Nds. e.V. (VZN). Frau Rubach zeigte eine Vielzahl positiver Effekte von Bio-Lebensmitteln auf, wozu u.a. die höhere Bodengesundheit wie auch die Biodiversität zählen. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass Bio-Lebensmittel mit niedrigeren Erträgen assoziiert sind, wobei dies zukünftig stark von der Weiterentwicklung unserer Ernährungssysteme abhänge. Auch positive Gesundheitseffekte sind beim aktuellen Studienstand nicht eindeutig belegt – klar ist jedoch, dass Bio-Lebensmittel einen geringeren Anteil künstlicher Zusatzstoffe sowie von Pestizidrückständen aufweisen. Abschließend ergänzte sie, dass die VZN den Kauf von Bio-Lebensmittel vor dem Hintergrund der Umweltproblematik in Deutschland als sinnvoll erachtet. So haben Bio-Lebensmittel einen positiven Effekt auf unsere Lebensgrundlage und können sich positiv auf die individuelle Gesundheit auswirken.

Die Bedeutung der Bewegungs- und Ernährung(sintervention) für Muskelmasse und Inflammaging

Den abschließenden wissenschaftlichen Input lieferte Dr. Catrin Herpich vom Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIFE). In ihrem Vortrag befasst sie sich mit der Bedeutung der Bewegungs- und Ernährungsintervention für Muskelmasse und Inflammaging. Frau Dr. Herpich bezog sich dabei insbesondere auf hochbetagte Menschen und machte auf die körperlichen Veränderungen, wie die Muskelmassereduktion, aufmerksam. Durch die Einordnung verschiedener Studien und eigenen Forschungsergebnisse gab sie den Teilnehmenden Einblicke in den aktuellen Forschungstand. So ist eine pflanzenbasierte Ernährung nachweislich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Schlaganfällen sowie einem niedrigeren Krebs- und Diabetesrisiko verbunden. Frau Dr. Herpich betonte außerdem, dass die Bewegung unverzichtbar ist, um die Muskelfunktion, -kraft ebenso wie die Leistung und Muskelmasse an sich zu erhalten und damit der Reduktion entgegenzuwirken. Dabei helfen alle Arten der Bewegung, um die Inflammation niedrig zu halten. Auch verschieden Nahrungsinhaltstoffe wie Proteine oder Omega-3-Fettsäuren haben einen großen Einfluss. Eine adäquate Ernährung und Bewegung sind somit essentielle Bausteine für Gesundheit im Alter.

Zum Abschluss der Veranstaltung fasste die Moderatorin, Nicola Rosenau vom Institut für Ernährungspsychologie in Göttingen, die wichtigsten Inhalte zusammen und verabschiedete gemeinsam mit Dörthe Hennemann von der DGE-Sektion Niedersachsen alle Teilnehmenden.