4. Dialogforum: Seniorenernährung – gemeinsam denken
Am 03. Mai lud die Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen (DGE-Sektion) alle Interessierten zum 4. Dialogforum ein. Unter dem Motto „Seniorenernährung – gemeinsam denken“ bot das Online-Forum einen Ort zum Austausch und Vernetzen aller unterschiedlichen Akteur*innen im Bereich der Seniorenernährung.
Der Impulsvortrag
Die ersten Impulse gab die Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats, Annemarie Fajardo, mit ihrem Vortrag „Ernährungs- und Lebensqualität in der Altenhilfe. Gestaltung durch Beruflich Pflegende/ Nurses“. Frau Fajardo ging hierbei auf die selbstbestimmte Essensauswahl älterer Menschen ein und betonte die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Die Dialogrunden
Im Anschluss waren die Teilnehmenden selbst an der Reihe. In zwei aufeinanderfolgenden Dialogrunden hatten sie die Möglichkeit Themen zu diskutieren, die sie derzeitig in ihrem Berufsalltag beschäftigen. In fünf virtuellen Räumen wurde so beispielsweise die Ernährungsarmut im Alter sowie Möglichkeiten der Kommunikation bezüglich der Ernährung in Einrichtungen besprochen, Fragen aufgeworfen und Lösungsmöglichkeiten erarbeitet.
Ernährungsarmut im Alter begegnen – aber wie?
In einem der fünf Räume tauschten sich Nicola Jakobs von der LVG & AFS Bremen/ Niedersachsen und weitere Interessierte zu Ernährungsarmut im Alter aus. Armut sei häufig mit Scham behaftet und finanziell schwachen Haushalte würden durch hohe Preise in Cafés und Restaurants von sozialer Teilhabe ausgeschlossen. Um dem entgegen zu wirken, wurde das Ziel formuliert allen Menschen in Niedersachsen eine warme Mahlzeit pro Tag zu ermöglichen. Es wurden verschiedene Möglichkeiten genannt, wie dies erreicht werden könnte und Best-Practice-Beispiele gesammelt. So wurden beispielsweise Kochtreffs in Quartieren und privaten Nachbarschaften vorgeschlagen ebenso wie soziale Mittagstische, welche mit Vorträgen zur Ernährung ergänzt werden können. Auch das gemeinsame Kochen mit Senioren wurde genannt.
Gesunde Ernährung versus Süßspeisen im Altenheim
Julia Hubrach, die als Ernährungs- und Haushaltswissenschaftlerin für eine Vielzahl von Senioreneinrichtungen verantwortlich ist, diskutierte in der Runde mit Kolleginnen aus der Praxis verschiedene Herangehensweisen zur Reduktion von Süßspeisen in Senioreneinrichtungen. Dabei berichteten die Teilnehmenden von ihren Tipps und Tricks aus dem Berufsalltag, wie weniger zuckerhaltige Speisen auf den Tisch kommen. Süßspeisen wie Kuchen können durch qualitativ hochwertige Zutaten wie Vollkornmehl, dem Verwenden von hochwertigen Ölen sowie der Zugabe von Quark oder Haferflocken qualitativ aufgewertet werden. Manche Süßspeisen könnten außerdem pikant neuinterpretiert werden und so für mehr Abwechslung auf den Speiseplänen sorgen – Kartoffelpuffer könne man nicht nur mit Apfelmus, sondern ebenso mit Kräuterquark anbieten und in den Puffer etwas Möhre und Zucchini hineinraspeln. Weiterhin wurden u.a. die Tellerrestemessung, Zuckerreduktion sowie der Einsatz von Aquafaba und das Anrichten der Speisen diskutiert. Insgesamt solle die Reduktion von Süßspeisen jedoch vor allem schrittweise erfolgen und die Bewohner*innen von Senioreneinrichtungen auf diesen Weg positiv mitgenommen werden.
Zahn- & Mundgesundheit als Voraussetzung für eine gesunde Ernährung
Ein gemeinsamer Austausch zur Zahn- und Mundgesundheit als Voraussetzung für eine gesunde Ernährung wurde von der Moderatorin unserer Veranstaltung, Ramona Waterkotte, angeregt. Als ehemalige Pflegedienstleiterin und Zahnarzthelferin ging sie mit Interessierten in den Austausch. Insgesamt gäbe es für das Thema ein zu geringes Bewusstsein. Um dies zu ändern, wären Mundhygienebeauftragte eine Bereicherung, die Tipps für Angehörige und Fachkräfte aus der Pflege vermitteln. Darüber hinaus wurde einmal mehr auf die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit aufmerksam gemacht, wobei neben Zahnärzt*innen, Ärzt*innen, Pflegefachkräften und Logopäd*innen auch die Ernährungsfachkräfte vertreten sein müssen. Im gemeinsamen Diskurs wurden zusätzlich Internetseiten sowie Buchtipps zur Weiterbildung der Teilnehmenden zusammengestellt.
Kommunikation aller Akteure rund um die Ernährung in Einrichtungen stärken – aber wie?
Auch bei Kim Fischbach, der Leitung der Hauswirtschaft einer Senioreneinrichtung, wurde das Thema interdisziplinäre Zusammenarbeit großgeschrieben. Mit anderen Teilnehmer*innen wurden in diesem Forum u.a. folgende Fragen aufgeworfen „Wie machen wir Ernährung interessant?“ und „Wie sorgen wir dafür, dass das bestehende Angebot im Bereich Ernährung bekannter wird?“. Mögliche Antworten fanden sie in Qualitätszirkeln, in denen Hauswirtschaft, Ernährungswissenschaft sowie Medizin und andere Fachrichtungen eng zusammenarbeiten, aber auch Mini-Schulungen in denen Fachkräfte aus Senioreneinrichtungen zu Themen der Ernährung geschult werden. Um dem Themenfeld Ernährung näher zu kommen, kam zudem die Idee auf, die Nachwuchskräfte aus Pflege und Hauswirtschaft in die Küchen einzuladen. Die Gruppe um Frau Fischbach ging außerdem auf die verschiedenen Standards in der Pflege ein. Es wurde angeregt, niedersachsenweit Stellung zu beziehen, dass das Thema in stationären Senioreneinrichtungen stärker in den Fokus kommt.
Wie kommen Ernährungsfachkräfte in die Pflegeeinrichtungen?
Im Laufe des Nachmittags entstand ein weiterer virtueller Raum, in dem über die Notwendigkeit von Ernährungsfachkräften in stationären Pflegeeinrichtungen diskutiert wurde. Allen Beteiligten war klar: Es geht nicht darum, ob sie in Einrichtungen gehören, sondern WIE wir es schaffen können. Dafür verabredeten sich die Teilnehmenden für den weiteren Austausch, um so das Thema in Niedersachsen weiter voranzutreiben.
Zusammenfassung
Im 4. Dialogforum der Vernetzungsstelle Seniorenernährung war Dank der motivierten Teilnehmer*innen wurde der Titel „Seniorenernährung – gemeinsam denken“ in der ganzen Veranstaltung gelebt. Dabei wurde die Vielseitigkeit der Seniorenernährung mehr als deutlich. Vom Zahnstatus über Ernährungsarmut bis hin zur Kommunikation in stationären Einrichtungen, die Seniorenernährung spielt in allen Bereichen eine wichtige Rolle. Um die interdisziplinare Zusammenarbeit in diesem Feld zu stärken, wird das Dialogforum auch im nächsten Jahr in diesem Format wieder angeboten werden.
Wir freuen uns darauf!
