Von Interkulturalität über Nachhaltigkeit bis Zahn- und Mundgesundheit

Die große Vielfalt der Seniorenernährung war beim 3. Dialogforum der Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen am 12. Mai 2022 das zentrale Thema. 75 Teilnehmer*innen haben sich zum Online-Dialogforum angemeldet, um sich zu Themen wie Interkulturalität, bunte und nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung, Bewegung sowie Zahn- und Mundgesundheit im Alter intensiv auszutauschen. Die enorme Heterogenität der Zielgruppe war zentraler Aspekt während der gesamten Veranstaltung.

Impulsvortrag „Vielfalt in der Seniorenernährung“

Durch ihren engagierten Impulsvortrag „Vielfalt in der Seniorenernährung führte Ursula Haarhoff, Fachberaterin im Projekt Im Alter IN  FORM bei der BAGSO in das Tagungsthema ein. Ein vielfältiges Speiseangebot, dass Senior*innen in Abhängigkeit ihrer Fähigkeiten selbstbestimmt einnehmen können, ist für Frau Haarhoff eine Grundvoraussetzung. Entscheidend ist dabei den Bedarfen und Bedürfnissen der älteren Menschen gerecht zu werden: Welches Angebot an Speisen ist mit den vorhandenen Fertigkeiten, Wünschen und Möglichkeiten der Senior*innen umsetzbar? Was muss bei der Zubereitung von Mahlzeiten berücksichtigt werden?

Dabei ist manchmal der Spagat zwischen Bedürfnissen der älteren Menschen und der Rahmenbedingungen in der Praxis groß. Frau Haarhoff ermutigte die Teilnehmenden mit viel Kreativität und Engagement diese Herausforderung anzunehmen. Es lohne sich an den Stärken der Betreuten anzuknüpfen und diese zu nutzen, sodass es letztendlich zu einer Entlastung bei den Betreuenden kommt, so Frau Haarhoff. Passt die Konsistenz oder das Essensumfeld der Mahlzeit zu den Fähigkeiten der Senior*innen, dann wird ein selbstständiges Essen möglich und erfordert weniger Betreuung. Lösungsorientiert Essen zubereiten und anbieten ist für Frau Haarhoff ein Schlüssel für ein genussreiches Essen und Freude am Leben.

Dialogrunden  

Anschließend tauchten sich die Teilnehmenden in zwei Dialogrunden nach einem kurzen Impuls zu 5 verschiedenen Themen aus, die die enorme Heterogenität der Zielgruppe Rechnung tragen:

Den Aspekt „Interkulturalität in der Seniorenernährung“ beleuchtete Sonja Pöhls, DGE-Sektion Niedersachsen. Dass Essen und Trinken Leib und Seele aller Menschen unabhängig von Herkunft, Kultur und Alter erhält, ist keine neue, aber wichtige Feststellung. Der offene Blick auf die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Bedürfnisse schafft mehr Verbindung untereinander und ermöglicht mehr Dialog. So kann eine Verständniskultur für mehr Sensibilität der kulturellen Unterschiede aufgebaut werden.

Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen (DGE)


In seiner Dialogrunde zeigte
Elias Steger, Regionalkoordinator im AWO-Verbundprojekt „klimafreundlich pflegen – überall!“, dass Klimaschutz in der Seniorenernährung möglich ist. Aspekte wie Abfallvermeidung, eine pflanzenbasierte Lebensmittelauswahl sowie Möglichkeiten zum Energiesparen wurden unter anderem thematisiert. Ihn beeindruckte, wie engagiert viele schon kleine und große Maßnahmen für eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung umsetzen. Entscheidend ist die Haltung der Menschen, die Bereitschaft auf Augenhöhe mit allen Beteiligten an Stellschrauben zu drehen und so Veränderungen herbeizuführen. Die Kompetenzpartnerschaft zwischen Hauswirtschaft und Pflege ist dazu eine wichtige Voraussetzung. Veränderungen erfordern eine gute beidseitige Kommunikation und klare Verantwortlichkeiten, die messbar sind. Positive Entwicklungen können so erst sichtbar werden.

Silke Lange und Dr. Dorothee Riefenstahl, Zahnärztekammer Niedersachsen, sehen im Themenfeld „Zahn- und Mundgesundheit“ vor allem das Spannungsfeld zwischen gesunder Ernährung mit harten Nahrungsanteilen wie Rohkost auf der einen Seite und eine eingeschränkter Kau-Fähigkeit auf der anderen Seite, die mehr eine pürierte Kost erfordert. Ernährungsempfehlungen sind so nicht immer einfach umzusetzen. Durch nachlassendes Geschmacksempfinden und traditionelle Essgewohnheiten ist die Lust auf Süßes sehr groß und es wird lieber der Nachtisch oder Kuchen gegessen, weniger zu Obst. Fruchtsaft kann eine Alternative sein.

Es ist nie zu spät mit Sport und Bewegung zu beginnen, dazu ermutigte Nina Panitz vom LandesSportBund Niedersachsen e. V. Jeder Schritt zählt, so wie es jedem Einzelnen möglich ist. Gemeinsame Bewegung und Spaziergänge sind zudem eine Möglichkeit soziale Kontakte zu halten und so eine Chance gegen Vereinsamung. Sportvereine sind gerade dafür eine gute Anlaufstelle als wichtige soziale Treffpunkte. Es gibt sehr viele Angebote bei Sportvereinen und Sportbünden in den Landkreisen für die unterschiedlichsten Zielgruppen, da ist für jeden etwas dabei. Kontakte hält der LSB bereit.

Wie Speisepläne vielfältiger und bunt gestaltet werden können, das erarbeitete Selina Wachowiak, Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen (DGE-Sektion), gemeinsam mit den Teilnehmenden in ihrer Dialogrunde „Bunte Ernährung: Lieblingsspeisen optimieren anhand eines Beispielspeiseplans“. Passen die Häufigkeiten von Lebensmittelgruppen über eine Woche verteilt? Wiederholen sich Speisen zu oft und ist der Speiseplan wirklich vielfältig? Dabei wurde deutlich, dass der Speiseplan eine wichtige Stellschraube ist nicht nur für Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit, sondern auch für Wohlbefinden, Wertschätzung und Teilhabe. Lieblingsspeisen optimiert anzubieten weckt schöne Erinnerungen und ein Gefühl von Zuhause. Aber auch immer wieder etwas Neues wagen und ausprobieren ist wichtig – mit dem gesamten Team und der gesamten Bewohnerschaft. Erfahren Sie mehr zur Speiseplangestaltung im DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung mit „Essen auf Rädern“ und in Senioreneinrichtung. Nutzen Sie auch unser Angebot des kostenfreien Speisenplanchecks!

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Mit Vorfreude weiteren Dialog gestalten

Das Dialogforum zeigte den Bedarf für einen regen Austausch zu Themen rund um die Seniorenernährung und ermöglichte weitere Verknüpfungen für ein wachsendes Netzwerk. In diesem Sinne bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Akteur*innen für die aktive Teilnahme und würden uns sehr freuen, wenn wir Sie zum 4. Dialogforum im Herbst begrüßen dürfen. Durch die vielen Anregungen konnte die Online-Veranstaltung zu einem vollen Erfolg werden. Auch gilt der Dank den zahlreichen positiven Rückmeldungen, die uns über die anonyme Evaluation erreicht haben. Last but not least möchten wir uns ganz herzlich bei der Moderatorin Tomma Hangen bedanken, die uns hervorragend durch den Nachmittag begleitet hat.

Aufbauend auf dem Dialogforum befinden sich kleinere Dialogrunden aktuell in der Planung. Die erste Dialogrunden „Ernährungsfachkräfte in Einrichtungen“ startet im September. Diese und weitere werden Veranstaltung werden rechtzeitig auf unserer Homepage kommunizieren. Nutzen Sie die Gelegenheit und seien Sie beim nächsten Mal dabei!  Wenn Sie keine Veranstaltung der  Vernetzungsstelle Seniorenernährung Niedersachsen (DGE-Sektion) mehr verpassen möchten, dann abonnieren Sie gerne auch unseren kostenfreien Newsletter